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850 Jahre Hundorf Gemeinde Seehof Hundorf Veranstaltung

Die Geschichte Hundorfs

„Ort des Grauens und des Schreckens“?

Ortsteil Hundorf feiert 850-jähriges Jubiläum

Auf dem Wege von Schwerin nach Lübstorf oder auch umgekehrt ist man sehr leicht an Hundorf vorbeigefahren und ehe man sich richtig versieht, liegt der kleine Ort Hundorf – heute Ortsteil der Gemeinde Seehof –  auch schon fast hinter einem. Dabei ist es durchaus interessant und lohnenswert, sich mit diesem alten Ort und seiner langen Geschichte näher zu befassen. Also biegen Sie mit mir doch einfach einmal gedanklich von der heutigen Kreisstraße ab und ich zeige Ihnen diesen alten Ort und erzähle von seiner reichen Geschichte.

Urkundliche Erwähnung findet Hundorf 1171 zum ersten Male als „Ort des Grauens und des Schreckens“ – was auch immer wir uns, mit den damaligen Augen betrachtet, darunter heute vorzustellen haben. Sehr früh jedenfalls haben hier Menschen gelebt und das natürlich auch schon vor viel mehr als 850 Jahren. Der Boden, der zu Hundorf gehört, ist fruchtbar und die hohe Lage über, aber auch am Schweriner Außensee, bot schließlich schon zu allen Zeiten Lebensbedingungen und Grundlagen für eine Besiedelung. Wir wissen über die Menschen, die hier vor Jahrtausenden gelebt haben, gleichwohl sehr wenig, denn die erste Schrifturkunde ist erst die des Jahres 1171. Doch archäologische Funde innerhalb unserer Feldmark lassen erkennen, dass hier, am Hochufer des Schweriner Außensees, in jedem Falle immer wieder Fischer und Bauern gelebt haben.

Zudem erhebt sich noch heute eine mittel- bzw. jungsteinzeitliche Burgstelle – wenn auch inzwischen zu Seehof gehörend – über dem Vorland des Schweriner Außersees. Diese Burgstelle ist ein bedeutendes Bodendenkmal und wichtiges weiteres Zeugnis der slawischen Bewohner, die hier einmal gelebt haben.

Im 12. Jahrhundert stießen dann erste deutsche Siedler von Westen her in diese Gegend vor und gründeten Kirchdörfer, Burgen und Städte. Durch die Geschichtsforschung ist in diesem Zusammenhang belegt, dass die deutschen Siedler und die slawischen Stämme in einigen Gegenden zum Teil über lange Zeiträume auch parallel zueinander lebten oder manchmal auch ineinander aufgegangen sind. In anderen Gegenden ging es hingegen gewaltsam zu. Wie sich dies für Hundorf konkret verhielt, ist derzeit aber nicht erforscht.

Jedenfalls schenkte der Sachsenherzog Heinrich der Löwe mit besagter Urkunde die damalige Siedlung Hundorf zusammen mit weiteren Orten dem Bistum Schwerin und dieses Ereignis berechtigt uns wiederum in diesen Tagen zu einer 850-Jahrfeier.

Somit hatte Hundorf von diesem Zeitpunkt an geistliche Herren und stand in deren Diensten. Dies blieb über viele Jahrhunderte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) so. Dann erhielt der Mecklenburgische Herzog die Bistümer Schwerin und Ratzeburg als Ausgleich für seine Territorialverluste in Auswirkung des Westfälischen Friedens an die Kriegsmacht Schweden, wozu bekanntermaßen auch die Hansestadt Wismar gehörte.

Nun blieb der Ort – inzwischen zu einem reinen Bauerndorf geworden – bis 1918 in herzoglicher, später großherzoglicher Hand.

Ab Anfang des 19. Jahrhunderts erfuhr Hundorf jedoch erhebliche Veränderungen und aus den ehemals 4 bzw. 5 Hundorfer Bauerngehöften, die es über die Jahrhunderte hier gegeben hatte, entstanden u.a. der Seehofer Erbpachthof und Büdnereien in Hundorf, zu denen später auch noch Häuslereien hinzukamen. In diesem Zusammenhang wurde ein großer Teil der ursprünglichen Feldmark dem Seehofer Erbpachthof zur Bewirtschaftung zugeordnet und den Hundorfern blieb fortan nur noch auf einem recht kleinen Restterritorium Raum zum Wirtschaften.

Somit machen große Teile des ursprünglichen Hundorfer Territoriums heute den Ort und die Gemarkung Seehof aus. Demgegenüber erstreckte sich die frühere Feldmark Hundorf immerhin vom Schweriner Außensee bis an den Kirch Stücker See heran und grenzte im Westen an die Feldmark Wickendorf und im Norden an die des Ortes Lübstorf. Weitere Auswirkungen auf dieses Territorium hatte die 1848 fertiggestellte Eisenbahnstrecke Schwerin-Wismar. Sie trennte die Verbindung der Feldmark Hundorf vom Kirch Stücker See ab, für den dabei ebenso durchtrennten alten Hundorfer Kirch- und Schulweg ins benachbarte Kirch Stück erhielt Hundorf allerdings eine steinerne Rundbogenbrücke als Gleisüberquerung.

Bahnbrücke am Kirchsteig zwischen Hundorf und Kirch Stück

In Hundorf wurde im 19. Jahrhundert auch eine Windmühle errichtet sowie eine kleine Ziegelei, beides bestand bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein.

1873 erfolgte eine Zusammenlegung von Hundorf mit Lübstorf zu einer Gemeinde. Seit 1981 ist Hundorf Ortsteil innerhalb der Gemeinde Seehof.

Bis 1960, dem Zeitpunkt der endgültigen Voll- oder auch Zwangskollektivierung der Landwirtschaft war die Landwirtschaft der Haupterwerbszweig der meisten Hundorfer. In den nur wenigen Jahrzehnten bis heute hat sich der Ort seither allerdings zu einem reinen Wohn- und Erholungsort gewandelt und die Landwirtschaft, die seit Jahrhunderten oder auch Jahrtausenden den Ort entscheidend prägte, ist vom Ort nahezu entkoppelt.

Auch von der historischen Bebauung oder Ortsstruktur ist nur wenig bis heute erhalten, auch vergleichsweise weniger als in manchen anderen Orten. Dennoch lohnt sich ein gezielter Blick, der das eine oder andere davon doch noch erkennen oder erahnen lässt, darum gerade umso mehr.

Seien Sie dazu herzlich eingeladen!

R. S. / C. W.

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